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Erfahrungsbericht
vom 27.01.2015
Kanban ist nicht immer die Lösung
Verbesserungsversuch mit KANBAN
Eine konsequente Verbesserungsphilosophie macht die Montagetechnik Schmidt GmbH bereits seit Jahren bei ihren Kunden durch hohe Produktqualität und Liefertreue beliebt. Für das Unternehmen spielt Lean-Logistik eine zunehmende Rolle, wenn es um Wettbewerb und Kundenzufriedenheit geht.
Um die Effizienz einer ihrer
Lieferketten zu optimieren, entschied sich Stefan
Koller als Logistikverantwortlicher der Schmidt GmbH für ein Entnahme-KANBAN.
Durch Minimierung von Bereitstellungspuffern für Montagekomponenten und durch
Ablaufsynchronisierung sollten sich die Schnittstellen zwischen Produktion und
Logistik verbessern.
Das KANBAN-System verknüpfte die
Prozessschritte rückwärts mittels eines einfachen Steckkartensystems. Je nach
Kundenanfrage gab der nachfolgende Montageschritt per Karte das Signal „bitte nachliefern“ an den vorherigen
Arbeitsplatz.
„Ich war begeistert von der
Signalgebung durch das Kartensystem. Viele Praxisbeispiele anderer Unternehmen
haben mir gezeigt, dass sich so Abläufe präzise ausrichten und
Bereitstellungspuffer vermeiden lassen“, berichtet Stefan
Koller. „Eine großartige Anlernzeit für das System ergab sich für unsere
Mitarbeiter auch nicht, da es besonders übersichtlich ist und selbsterklärend
funktioniert.“
Signalkarten werden zum Staffellauf für die Mitarbeiter
„Erst nach einer gewissen Zeit haben
wir gemerkt, wie das Kartenstecken zwischen den Arbeitsplätzen den Ablauf
verkomplizierte.“
Obwohl die Arbeitsplätze in der
Fertigungshalle so nahe beieinander stehen und die Mitarbeiter sich sehen
können, wurde das Arbeitssignal erst mit den nächsten Karten ausgelöst. Stieg
oder sank die Abnahme durch den Kunden, musste auch die Anzahl der Karten
zwischen jedem Arbeitsplatz darauf abgestimmt werden.
„Anpassbar: ja. Schnell durchführbar: nein. Unsere Mitarbeiter haben irgendwann
die einzig logische Reaktion gezeigt und zwar, erst auf Schätzung zu produzieren und sich irgendwann später um das
Stecken der Karten zu kümmern. Das hätte mich auch frustriert, wenn ich – vor
allem in Spitzenzeiten – erst einmal meine Signalkarten hätte sortieren und
weitergeben müssen, bevor ich mich auf das Wesentliche konzentrieren
kann“, gesteht Koller.
Wertstrom-Analyse gibt KANBAN den Laufpass
Eine Wertstrom-Analyse der Prozesskette zeigte der Montagetechnik Schmidt GmbH die Brennpunkte genau dort, wo Learn-Lean sie auf Anhieb vermutete: Zwischen den Arbeitsbereichen. Warum zahlreiche Karten hin und her stecken, wenn sich die Bereiche gegenüberstehen und viel direkter kommunizieren können?
„Zusammen mit Learn-Lean haben wir die Fertigungskette neu gestaltet und alle Anforderungen eingeplant, die wir an uns stellen. Durch das FiFo-System (First in, First out) können wir zwischen den Fertigungsschritten auf Karten verzichten, weil jetzt die Bauteilentnahme durch den Nachfolger als Signal gilt. Allein die Rollbahnen, auf denen die Bauteile zwischen den Bereichen transportiert werden, dienen als Bereitstellungspuffer. Verschwendungsfreier geht es nicht!“, so Koller zufrieden. „Nur noch einmal täglich wird der erste Fertigungsplatz vom letzten per Karten über die Produktionsanforderungen informiert. Diese Lösung ist hochflexibel, fehlerresistent und spart den Kollegen viel Zeit und Anstrengung. Wir können jetzt wieder absolut kundenorientiert arbeiten.“
Smart verbessern, Fehler vermeiden
Der Logistikverantwortliche hat seine Lektion gelernt: „Dass KANBAN prinzipiell ein gut funktionierendes System ist, war nicht falsch gedacht. Es war aber eindeutig keine gute Lösung für unseren Fertigungsbereich. Hätte ich daran gedacht, zusammen mit den Mitarbeitern und den Verantwortlichen erst einmal die Situation mit einer Wertstrom-Analyse zu überprüfen, hätten wir uns den Fehlversuch gespart und wären gleich zur jetzigen Lösung gekommen.“
Die Namen von Unternehmen und Verantwortlichen wurden zum Schutz von firmeninternen Abläufen geändert.