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Erfahrungsbericht
vom 27.02.2015
Set-Based-Design in der Planung
„Schatz, ich hab’ das Klo vergessen!“
Können Sie sich vorstellen, bei der Planung Ihres
künftigen Eigenheims das Badezimmer zu vergessen? Wir uns auch nicht. Einige Dinge sind für einen gewohnten Alltag essentiell. Wir konnten es also kaum glauben, als wir vor einiger Zeit hörten, dass der Plan für
ein neues Laborgebäude an einer deutschen Universitätsklinik jeglicher
Toiletten für Angestellte entbehrte. Dies wurde erst vom Baubeauftragten, etwa zwei
Wochen nach Baubeginn bemerkt.
Sie haben sicher schon von ähnlichen
haarsträubenden Planungsfehlgriffen gehört. Das Toiletten-Beispiel hat uns
heute zur folgenden Frage bewegt: Wo liegen die Ursachen für solche teueren und
unfreiwillig komischen Missgeschicke?
Schlechte Dienstleister?
Schlechte Auftraggeber?
Missverständnisse?
Nein, solche Schwachstellen sollten gar nicht mit "fehlender Kompetenz" beschrieben werden, das führt zu nichts. Die Schwächen stecken dort, wo es versäumt wird, alle Kompetenzen an einem Tisch zu versammeln und damit jeden und eines jeden Blickwinkel in die Projektplanung mit einzubeziehen.
Der Planer plant, der Bauer baut, der Prüfer prüft und der Angestellte arbeitet später Tag für Tag an einem Arbeitsplatz, den andere für ihn geplant, gebaut und geprüft haben. So kennt es die westliche Welt und dieser Ordnung folgt sie mit dem guten Gewissen, alles richtig zu machen. Es wird ein starres Bild erschaffen, das bis ins Detail geplant und strikt verfolgt wird. Von der Idee bis zur Inbetriebnahme liegt ein ständig fühlbarer Zeit-, Investitions- und Entscheidungsdruck über den Projekten. Schon in der Planungsphase wird deshalb gern an Man(Brain)power gespart und nicht jeder Aspekt von jedem verfügbaren Beteiligten abgefragt und mit eingebracht.
Um auf unser Beispiel mit den vergessenen Personal-WCs zurück zu kommen: Wäre neben dem Architekten, dem Baubeauftragten und dem Initiator noch ein Vertreter des Personals am Planungstisch gesessen, hätte spätestens dieser irgendwann die Frage eingeworfen „...wo geh ich eigentlich auf’s Klo?“. Diese Frage hätte der Klinik vier Wochen Umbauphase und eine Menge Geld gespart, wäre sie schon während der Planung gefallen.
Set-Based-Design – Der japanische Weg zur Umsetzung
Nicht, dass es in Fernost keinen Zeit-, Investitions-, Entscheidungsdruck gäbe - der Japaner geht nur entscheidend anders damit um. Fehler, die erst nach oder während der Umsetzung eines Projektes erkannt werden, können ein Unternehmen enorm in der Investitions- und Wettbewerbskraft zurückwerfen. Gerade wegen höchster Anforderungen spart man in Japan vornehmlich an Fehlerausbesserungen und setzt auf eine Planung mit außerordentlich hohem Detailgrad: Interdisziplinäre Teams arbeiten verschiedenste mögliche Konzepte in ihren Einzelheiten bis zu Ende aus.
Bedingt ein Lösungsweg einen deutlichen Nachteil für einen Beteiligten, wird dieses Konzept nicht weiter verfolgt, sondern wieder damit begonnen, die optimale, ganzheitliche Lösung zu finden. Durch die Zusammenarbeit von allen beteiligten Abteilungen kann jeder Blickwinkel in die Ausarbeitung einfließen. Erst, wenn alle Möglichkeiten diskutiert und alle Lösungsräume ausgeschöpft wurden, ist das Projekt entscheidungsreif und es folgt eine vergleichsweise schnelle und vor allem ungestörte Umsetzung.
Set-Based-Design bei Learn-Lean
Die energieaufwändige, detailgenaue Konzipierungsphase ist für uns von Learn-Lean
ein weiteres, beispielhaftes Ergebnis des natürlichen japanischen
Lean-Charakters und wird als Set-Based-Design weltweit in Lean-Trainings
geschult.
Wenn Sie Interesse oder Fragen
bezüglich unseres Trainingsangebotes, auch speziell zum Set-Based-Design haben,
beraten wir Sie gerne!