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Kurzinfo

„Verschwendung“, „Problemlösung“, „Verschlankung“... ziemlich harte Worte, mit welchen sich die Unternehmensführungen aus der Lean-Welt herumschlagen müssen. Kritik richtig anzubringen will gelernt sein!

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Erfahrungsbericht

 vom 29.04.2015

Verständnis ist die Basis für Verbesserung

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„Weil es eben so ist."

Wie oft hat mich der Satz „Weil es eben so ist“ im Laufe meiner Kindheit an einer generellen Logik von Natur und Mensch zweifeln lassen! „Warum bekomme ich einen Schnupfen, wenn ich kalte Füße habe?“ „Weil es eben so ist – und jetzt komm!“ Das kann nicht die ganze Wahrheit sein, das wusste ich schon als Kind. Die verschweigen mir doch was – wie gemein! Heute weiß ich es genau: „Weil es eben so ist“ ist weder eine passende noch eine kluge Antwort auf irgend etwas.

 

„Hör mir auf mit diesem Lean!“

tl_files/learnlean_files/news_images/APR_15_Learn-Lean_Erfahrung_Verstaendnis_kl01.jpgAuf unserem jährlichen Stadtfest kam ich heuer mit dem Inhaber des größten ortsansässigen mittelständigen Betriebes ins Gespräch. Herr Schmidt (so nenne ich ihn für meinen Bericht) - er kennt mich schon seit meiner Kindheit - fragte mich, was aus mir geworden sei. Bereitwillig erklärte ich ihm meinen Werdegang als Lean Consultant und bekam zur Antwort „Hör mir auf mit diesem Lean!“ Diese abgeneigte Haltung machte mich neugierig und weil ich Herrn Schmidt als offenen und freundlichen Menschen kenne, traute ich mich, vorsichtig nachzubohren.

 

„Man könne das schlank integrieren, hat er gemeint."

tl_files/learnlean_files/news_images/APR_15_Learn-Lean_Erfahrung_Verstaendnis_kl02.jpg„Ich war auf dieser Messe und weil ich zwar gut da stehe aber trotzdem immer offen für etwas Neues bin, habe ich mich dort mit diesem Berater unterhalten. Ich habe ihm erzählt, dass ich demnächst eine große Sache plane, nämlich eine neue Beschichtungsanlage für unsere Teile. Damit sparen wir uns Transport und Kosten für die externe Beschichtung. Der Berater fand die Idee toll und erklärte, er wolle sich mit der Integration des Beschichtungsprozesses in meinen Betrieb gerne mal näher befassen – man könne das schlank integrieren, hat er gemeint.“ An dieser Stelle habe ich mir gewünscht, Herr Schmidt wäre mir zuerst begegnet. Ich kenne den Betrieb ja noch aus meiner Jugend. Ich habe ihn quasi wachsen gesehen und hätte dort nur zu gerne hinter die Kulissen geschaut und mein eigenes Know-how mit eingebracht.

 

Meine Kunden würden zu lange warten!“

tl_files/learnlean_files/news_images/APR_15_Learn-Lean_Erfahrung_Verstaendnis_kl04.jpg„Weil ich, wie gesagt, zwar gut da stehe, aber immer offen bin für frische Ideen, haben wir einen Termin vereinbart. Er kam in meinen Betrieb und hat sich alles angesehen, hat jede Menge Daten aufgeschrieben, hat viele Fragen gestellt. War eigentlich ein ganz netter, hat sich auch in allen einzelnen Bereichen und Teams umgesehen“, erzählt Herr Schmidt weiter. „Nach einer Woche hat er mir dann seine Ergebnisse per E-Mail geschickt. Er hat mir so einen Analysebericht geschrieben in dem stand, ich hätte kilometerlange Transportwege, keine Struktur in meiner Kommunikation – was immer das heißen soll –, zu hohe Bestände und...“ Herr Schmidt hob den Finger und wurde leicht rot im Gesicht „...meine Kunden würden zu lange auf die Lieferungen warten!“

 

„So lasse ich mich nicht hinstellen.“

Er fuhr fort: „Weiter hieß es in dem Bericht, erst wenn ich alle Verschwendungen in meiner Fertigung beseitigen würde, könne ich die Beschichtung integrieren und mir damit den Bau einer zusätzlichen Halle sparen.“ Der Ablauf dieses Auftrages hat auch mich ziemlich erschüttert, zwar nicht aus genau dem selben Grund wie Herrn Schmidt, aber ich konnte seine Enttäuschung teilen und ich verstand auch seine Sichtweise. „Weißt du, nichts gegen deine Lean-Sache. Das mag ja prinzipiell gut gemeint sein mit dem Vermeiden von Verschwendungen und so. Ich finde auch die Idee gut, dass ich die Beschichtung direkt an die Fertigung anschließen soll. Aber als unorganisierten Unternehmer, der nicht genug mit seinen Teams kommuniziert und seine Kunden nicht zufrieden stellen kann, brauche ich mich nicht hinstellen zu lassen.“

 

Sie bekamen nicht die Möglichkeit zu verstehen

tl_files/learnlean_files/news_images/APR_15_Learn-Lean_Erfahrung_Verstaendnis_kl03.jpgIch hatte schon verstanden. Herr Schmidt wurde mit der plumpen Vorlage des Analyseberichtes als gestandener, erfolgreicher Unternehmer mit einem äußerst ungeschickten „Weil es eben so ist“ konfrontiert. Weder er noch seine Mitarbeiter wurden in die Analysearbeit mit einbezogen. So konnte keiner verstehen, was „Verschwendung“ bedeutet und welches Potential darin liegt, Verschwendung im Betrieb zu identifizieren und tagtäglich an ihrer Reduzierung und Vermeidung zu arbeiten. Obwohl Herr Schmidt als oberste Führungsebene Interesse und Bereitschaft zur schlanken Optimierung zeigte, hat der Unternehmensberater ihn unvorbereitet vor vollendete Tatsachen gestellt. Es war äußerst unbeholfen, die Menschen, die tagtäglich im Betrieb arbeiten, ihr Know-how einbringen und die Abläufe aus dem Effeff kennen, nicht darin zu unterrichten, wie man Verschwendungen erkennt. Es war auch unumsichtig, die Ergebnisse ohne persönliche Erklärung, ohne die Möglichkeit, die Reaktionen auffangen zu können, dort abzuliefern.

 

Die zweite Chance
Wie gut, dass Herr Schmidt so ein freundlicher, offener Mensch ist. So konnte ich ihm erklären, was ich an der Arbeit des besagten Experten schlecht finde und dass ich verstehe, dass er sich beleidigt fühlt. Ich bot an, ihm den Lean-Gedanken und das Potential der schlanken Produktion bei einem gemeinsamen Treffen näher zu bringen. Er willigte ein und ich freute mich sehr darauf, seinen Betrieb, den ich schon so lange kenne, bald genauer unter die Lupe nehmen zu dürfen, dessen Möglichkeiten zu entdecken und ein Teil seines Fortschrittes zu werden. Darauf stießen wir an.

 

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